Vortrag-Architektur Forum Ostschweiz

Farbwert Tageslicht Raum Kunst
Axel Venn, Farb- und Trendforscher, Berlin / Katrin Trautwein, Chemikerin und Farb- spezialistin, Uster / Moderation Susanne Brauer, Philosophin, Zürich Mo 29. März 2021, 19.30 Uhr im Live- stream
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«Ich möchte alle 10 Millionen Farbton-Nuancen, die Menschen in der Lage sind zu erkennen, mindestens einmal gemalt haben. » «Die spielerischen, betörenden Illusionen, denen wir begegnen, heissen Farben. Jede Farbnuance besitzt eine autarke Wahrheit.»
Axel Venn

Axel Venn ist em. Professor für Farbgestaltung, Wahrnehmungswissenschaften und Trendscouting. Seine farbwissenschaftlichen Arbeiten beziehen sich auf den mitteleuropäischen, den nordamerikanischen und ostasiatischen Raum. Seine Forschungsergebnisse und Kommentare werden in zahlreichen Fachzeitschriften im In- und Ausland und in insgesamt 28 Fachbüchern publiziert. Er berät weltweit Unternehmen zu Fragen der Farbpolitik und Gestaltungsethik.
Axel Venn ist Ehrenvorsitzender des Deutschen Farbenzentrums e.V., Wuppertal.
In einem jüngst erschienen Text äussert sich Venn: «Die spielerischen, betörenden Illusionen, denen wir begegnen, heissen Farben. Jede Farbnuance besitzt eine autarke Wahrheit. Farben und Formen haben ihre eigenständigen metasprachlichen, individuellen und kollektiven Inhalte. Darum nutze ich Farben aus phraseologischer Absicht aber auch zur phonetischen Klangpartizipation.»

Viele der Bilder basieren auffarbforscherischen Erkenntnissen, die auf der Entschlüsselung vorder- und hintergründiger Appelle der Einzeltöne und Kolorits beruhen. «Farben sprechen nicht nur unsere Sprache. Ihre Zugangs-und Versteckens-Kapazität sind universaler als wir denken.»

Die Kommunikationsfähigkeit der Koloraturen steht verbalen Botschaften ebenbürtig gegenüber. Formale Inhalte sind selten von poetischer Intensität wie reinfarbige Konzepte, die sich, losgelöst von umschliessender Begrenztheit, der Enge entziehen. Die Sehnsucht nach dem Amorphen ist grösser als nach zwei- und dreidimensionalen Flächen und Kuben oder blosser Dynamik. Ab und an jedoch ist das Bedürfnis nach konsequenter Definition und experimentellem Abschreiten ins Messbar- Begrenzte grösser als die Liebe zum Ahnungsvollen. Die Rückkehr zum Ungefähren, ins Nebelhaft-Getrübte oder Unerkannt-Verwobene bleibt notorische Option.

Für Venn ist die dialogische Befähigung seiner Arbeiten von ausschlaggebender Bedeutung. Darum widmet er dem Erwerber eines Bildes ein ihm zugewiesenes Gedicht. Es löst die stereotype Frage nach seiner künstlerischen
Absicht „Was wollte uns der Künstler damit sagen?“ In fünfzehn beflügelnden Zeilen auf.
Die Arbeiten von Venn sind u.a. in vielen Privat- und Konzept-Sammlungen im In- und Ausland vertreten.